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CarlsBluete bbg Berliner Baugenossenschaft 02

10 Jahre Richtfest 2025 und 10 Jahre Wohnanlage „CarlsBlüte“ 2026 im Stadtteil Karlshorst: Ein Beitrag von Harald Riedel

 

Ehemals militärisch genutzte Flächen im urbanen Raum sind zu einem Wohnpark geworden. Die Sanierung, Umwidmung und der Kauf des Geländes – und auf einem Teil davon der Bau der Wohnanlage CarlsBlüte – sind für mich eine besonders gute Tat der bbg Berliner Baugenossenschaft.

Karlshorst-Ost, die Wohnanlage CarlsBlüte der bbg eG, hat eine spannende Geschichte und ist ein Kiez, den es zu entdecken lohnt. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand im Biesenhorster Sand eines der ersten Flugfelder Berlins – mit modernen Flugzeughangars und einer riesigen Zeppelinhalle: die ehemalige Fliegerstation Berlin-Friedrichsfelde.

 

1916, mitten im Ersten Weltkrieg, fiel die Entscheidung, in dem damals noch eigenständigen Vorort (Karlshorst wurde erst 1920 zu Groß-Berlin eingemeindet) einen Flugplatz zu errichten. Das preußische Militär betrieb den 150 Hektar großen Standort. Nach dem Kriegsende verlor der Flughafen durch die Demilitarisierung Deutschlands an Bedeutung. Die historischen Flugzeughallen aus Stahlbeton sind bis heute erhalten. Später kamen links und rechts der Treskowallee moderne Wohnsiedlungen hinzu.

 

Auch im Zweiten Weltkrieg und in der DDR-Zeit spielte Karlshorst eine besondere Rolle. Nach Kriegsende übernahm die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) die Kasernenanlage. Weite Teile Karlshorsts wurden abgesperrt. 1949 werden Teile des Sperrgebietes aufgehoben. 1963 fallen die letzten Sperrzäune.

 

 

 

Sowjetische Militärangehörige und ihre Familien bleiben in Karlshorst wohnen. In Folge des Abzugs der Roten Armee aus Ostdeutschland 1994, übrig geblieben sind die vormaligen militärischen Liegenschaften der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland in Form von Kasernen und Übungsplätzen im Berliner Ortsteil Karlshorst. Für die militärischen Anlagen und Liegenschaften stellte sich die Aufgabe „Militärische Liegenschaftskonversion– im urbanen Raum“, d.h., der praktikablen Überführung in neue Nutzungsformen. Düstere Dornröschenorte, warteten und hofften auf ihre Entdeckung.

 

Die einstige Militärfläche zwischen Zwieseler Straße, Köpenicker Allee, Wuhlheide und dem Naturschutzgebiet Biesenhorster Sand ist heute nahezu umgewidmet und saniert – für den Rest begann im Dezember 2024 eine nachhaltige Stadtentwicklung und Wohnbebauung mit Grünanlagen. In der Gartenstadt Karlshorst entsteht nicht nur Wohnraum, sondern langfristig ein richtiges Wohnquartier mit Charakter.

 

Die Leere, die sich in den 1990er-Jahren hier ausgebreitet hatte, füllt sich in 1,5 Jahrzehnten mit neuem Leben. Auf dem ehemals militärisch genutzten Gelände leben heute einige tausend Menschen. Die bbg eg kauft am 21.06.2014 eine im Bau befindliche Wohnanlage auf dem ehemaligen militärischen Gelände und plant sie nach eigenen Vorstellungen und denkmalgerechten Anforderungen der Behörden.

 

 

Am 18.12.2014 fand die feierliche Grundsteinlegung statt und am 17.09.2015 konnte mit Gästen das Richtfest gefeiert werden. Auch erhielt die Anlage einen eigenen Namen: „CarlsBlüte“. Erste Schlüsselübergaben folgen ab Mai 2016. Die komplette Übergabe der gesamten Wohnanlage „CarlsBlüte“ erfolgte am 15.08.2016.

 

Wohnanlage „CarlsBlüte“ besteht aus vier U-förmigen Wohnhäusern und hat insgesamt 168 moderne und großzügige Wohnungen, 2–5 Zimmer bieten 58–127 Quadratmeter Wohnfläche, sowie insgesamt 172 Tiefgaragenstellplätze und umzäunte Mietergärten für die Erdgeschosswohnungen. Alle Wohnungen und das war uns persönlich wesentlich, sind barrierearm und somit auch für Seniorenmitglieder geeignet. Das geschlossene, städtebauliche Konzept mit Qualitätsanspruch lässt uns 10 Jahre später sagen: „Hier wohnt sich´s gut!“ Wir, also meine Frau und ich sind im Oktober 2016 hier eingezogen.

 

Ich glaube, heute 2025 haben sich die Mitglieder gut eingelebt. Neben der Mitwirkung ist auch der Wunsch nach Gemeinschaft, nach guter Nachbarschaft – in der man sich hilft und unterstützt – in unserer Wohnanlage kennzeichnend. In den ersten Jahren hat die bbg eg diese Erwartungshaltung durch zwei oder drei große örtliche Feste, in der Adventszeit wurden Weihnachtsbäume bei Glühwein, Gebäck geschmückt und Lampionumzüge für die Kleinen und Großen unterstützt. Die Bewohner wertschätzten diese Veranstaltungen. Auch Freundschaften der vielen Kinder auf dem öffentlichen Spielplatz und durch die nahen Kindergärten, Schulen konnten geschlossen werden. Wenn die Kinder nach Hause kommen, gehen sie einfach raus und treffen sich auf dem Spielplatz. Unsere zwei sehr schön gestalteten Innenhöfe werden gern im Sommer für kleinere und manchmal intensive Kinder- und Familienfeste genutzt. Viele Mitglieder kennen sich, leben einen gewissen Zusammenhalt und schaffen so eine warme, sichere und einladende Atmosphäre in den 16 Aufgängen.

 

 

 

Aber: In der Gemeinschaft zu leben, bedeutet nicht, dass wir konfliktfrei leben. Es bedeutet auch, manche Dinge der Gemeinschaft auszuhandeln und argumentieren zu müssen. Was aber am Ende wichtig ist: viele sind daran interessiert, eine gemeinsame Lösung zu finden.

 

Andererseits wartet manches Mitglied darauf, dass die Genossenschaft und die Ehrenamtlichen lokale Gemeinschaftsaktionen organisieren. Das ist viel zu passiv und ein Irrglaube. Die Genossenschaft und ihre Ehrenamtlichen können nur fördernd tätig werden. Hier sollten wir gemeinschaftlich ansetzen. Lokale Nachbarschaftsprojekte sollten zukünftig eine entscheidende Rolle bei der Wahrung und Förderung des Gemeinschaftsgefühls und der Verbesserung der Lebensqualität vor Ort spielen. Mitmachen statt mitgenommen werden, sollte das Motto sein.

 

Gestaltungsspielräume für die Bewohner gäbe es, auch wenn wir keinen beispielsweise Gemeinschaftsraum oder Gemeinschaftswerkstatt haben. Durch die Nähe zum Kulturhaus oder Theater Karlshorst oder auch anmietbare andere Räumlichkeiten von sozialen Trägern im Ortskern und nicht zuletzt die Freiflächen unserer Liegenschaft, bieten Alternativen.

 

Hier sind nicht nur die junge Generation Mitglieder in der Pflicht, sondern alle gefordert, die interessiert und „begabt“ sind sich für die Gemeinschaft einzubringen.

 

Harald Riedel

Mitgliedervertreter und Gutschafter

WA 119 Karlshorst