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Zero-Waste-Award-BSR-Berliner-Stadtreinigung-Interview-Ute-Schaefer

Gute Taten brauchen einen Rahmen

Wie bringt man Menschen dazu, Verantwortung zu übernehmen – für ihre Nachbarschaft, ihre Stadt, ihre Umwelt? Ute Schäfer, Leiterin Kundenmanagement der BSR Berliner Stadtreinigung und Gutschafterin unserer Initiative, ist überzeugt: Es braucht sichtbare Beispiele und gemeinsames Handeln. Im gemeinsamen Gespräch spricht sie über den neuen Zero Waste Award, über die Initiative „140 Jahre bbg. 140 gute Taten.“ und über die besondere Rolle der Genossenschaften.

 

Frau Schäfer, Sie arbeiten für ein kommunales Unternehmen mit großer Verantwortung für Berlin. Wie schauen Sie auf Genossenschaften?

 

Genossenschaften haben eine tiefe Verwurzelung in ihrer Region. Das ist etwas sehr Schönes. Sie bestimmen ihren Kurs selbst und halten langfristig zusammen. Sie fördern Gemeinschaft nicht nur im Wohnraum, sondern im Leben der Menschen. Das macht sie zu besonderen und gleichzeitig sehr professionellen Akteuren. Diese Haltung ist in der Öffentlichkeit spürbar. Man geht davon aus, dass man fair behandelt wird. Das ist ein Vertrauensvorschuss, den man sich erarbeitet hat.

 

Welche Rolle nehmen Genossenschaften in der Stadtentwicklung ein?

 

Mein Eindruck ist, dass Politik und Stadtgesellschaft stärker erkennen, welche Bedeutung sie haben. Genossenschaften übernehmen Verantwortung, sie gestalten und bewegen Dinge. Viele entwickeln eigene Identität, Visionen und setzen diese auch um. Selbstbewusst und partnerschaftlich. Das finde ich sehr bemerkenswert.

 

Wie erleben Sie die bbg?

 

Als große und sehr engagierte Genossenschaft. Die bbg gehört für mich zu den Akteuren, die mitdenken und vorangehen. Es gibt dort einen klaren Antrieb, ein eigenes Profil als Genossenschaft zu entwickeln und Themen aktiv zu setzen. Das spürt man. Wir erleben die Zusammenarbeit mit der bbg als konstruktiv, offen und sehr professionell.

Die Initiative „140 Jahre bbg. 140 gute Taten.“ passt genau zu diesem Verständnis. Viele kleine, konkrete Beispiele sichtbar zu machen und damit gemeinschaftliches Handeln zu stärken, ist ein Ansatz, den ich sehr schätze. Solche Initiativen geben Orientierung, motivieren Menschen und zeigen, was im Alltag möglich ist. Das ist ein starker Impuls für die Stadt und ein schönes Zeichen dafür, wie Genossenschaften wirken können.

Sie haben kürzlich den Zero Waste Award initiiert. Was ist die Idee dahinter?

 

Der Zero Waste Award soll kleine, gute Beispiele zeigen. Dinge, die Menschen ganz selbstverständlich tun. Wir haben dieses Jahr die Premiere des Awards und bereits weit über hundert Einreichungen. Für uns ist es aber auch sehr wichtig, die Projekte auch nach der Preisverleihung sichtbar zu halten. Es geht um Multiplikation, nicht nur um eine einzelne Veranstaltung.

 

Wie reagieren Menschen auf das Thema Zero Waste?

 

Ehrlich gesagt konnte unser Umfeld am Anfang wenig damit anfangen. Dann haben unsere Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb erklärt, was dahintersteckt. Man sieht daran, wie wichtig Kommunikation ist. Begriffe werden nicht automatisch verstanden. Wir müssen darüber sprechen und dranbleiben. 158 Einreichungen, die wir inzwischen haben, zeigen dass miteinander sprechen und Motivieren erfolgreich ist.

 

Warum engagiert sich die BSR für weniger Abfall, obwohl Sie Abfall sammeln?

 

Weil es unsere Zukunft ist. Stellen wir uns Berlin ohne Müll vor, mit vollständig funktionierender Wiederverwendung. Wenn wir als BSR in dieser Welt eine Rolle spielen wollen, bereiten wir uns heute darauf vor. Re-Use, Recyclingströme, neue Geschäftsfelder. Wir können das und wir wollen das.

 

Ein Blick auf Berlin. Wie hat sich das Müllaufkommen entwickelt?

 

Berlin wächst und wir bekommen mehr Einwohner. Gleichzeitig steigt die Müllmenge nicht im gleichen Tempo. Das ist eine sehr positive Entwicklung. Sie zeigt, dass sich etwas bewegt.

 

Was wünschen Sie sich für Berlin?

 

Ein friedvolles Miteinander. Und eine Stadt, mit der die Menschen sorgsam umgehen. Mit unseren vielen Fahrzeugen und fleißigen Mitarbeitenden allein können wir Berlin nicht gepflegt und sauber halten. Dazu braucht es alle Berlinerinnen und Berliner, jeden von uns. Achtung vor dem öffentlichen Raum ist entscheidend. Von der Zigarettenkippe bis zum Sperrmüll. Wer hier lebt oder die Stadt besucht, trägt Verantwortung.